Landesfrauenklinik
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Zahlreiche Beiträge zur Brandenburgischen Landesfrauenklinik in Berlin-Neukölln finden sich im Katalog des Heimatmuseums Neukölln zur Ausstellung
“Der erste Schrei, oder: Wie man in Neukölln zur Welt kommt” 
(Mai 2000 bis April 2001; Katalogpreis DM 9.80). Darin befindet sich auch mein Aufsatz “Die kinderreiche, erbgesunde, rassisch wertvolle deutsche Familie - der einzige Wegweiser der deutschen Hebamme”. Die Brandenburgische Landesfrauenklinik in Neukölln unter der Leitung von Prof. Benno Ottow (1933-1945).”
Aus Platzgründen wurde das folgende Thema weitgehend ausgeklammert:

Kinder von Zwangsarbeiterinnen

In Neukölln befand sich die Brandenburgische Landesfrauenklinik. Sie wurde vom Provinzialverband Brandenburg betrieben. Neben den Neuköllnerinnen, die hier ihre Kinder zur Welt brachten, kamen vor allem Schwangere aus dem Umland in diese Klinik.

Im Jahre 1943 nahm die Landesfrauenklinik zahlreiche schwangere Zwangsarbeiterinnen auf. In den letzten Monaten dieses Jahres war daher jeder zehnte in Neukölln registrierte (also hier geborener) Säugling das Kind einer Zwangsarbeiterin!

Nach der Bombardierung der Landesfrauenklinik in der Nacht zum 30.12.1943 gingen die Neuköllnerinnen in die Provinz zum Entbinden. (Die Landesfrauenklinik hatte drei Ausweichquartiere jenseits der Oder, u. a. die landeseigene psychiatrische Anstalt Landsberg. Damit die Neuköllnerinnen dort ihre Kinder zur Welt bringen konnten, fand unter den “Insassen” der Anstalt “eine strenge Auslese” statt. Die Euthanasieorganisation GEKRAT hatte den Auftrag sie “abzutransportieren”.)

Durch die Verlegung der Neuköllnerinnen sank aber 1944 die Geburtenzahl im Bezirk. Die Zwangsarbeiterinnen allerdings konnten nicht so einfach den Bomben entfliehen. Und sie bekamen weiterhin ihre Kinder. Daher erklärt sich, daß im Januar 1944 jeder sechste (!) in Neukölln registrierte Säugling das Kind einer Zwangsarbeiterin war. (Im Januar wurden noch einige Geburten aus dem Vormonat registriert.) Danach brachten nur noch vereinzelt Zwangsarbeiterinnen aus Brandenburg ihre Kinder in Neukölln zur Welt. (Wohin sie statt dessen zur Entbindung kamen ist noch nicht erforscht.) Es waren vor allem Frauen aus Berliner Lagern, die 1944 dann im Städtischen Krankenhaus Neukölln oder in den Neuköllner Lagern ihre Kinder zur Welt brachten. Daß im Juni sogar jeder fünfte (!) registrierte Säugling das Kind einer Zwangsarbeiterin war, ist also nicht mehr durch die Aufnahme von Frauen aus der Brandenburgischen Provinz zu erklären. Tatsächlich sind es vor allem Kinder von Berliner Zwangsarbeiterinnen.

Die Beschäftigung von Zwangsarbeiterinnen durch die Klinik

Im übrigen hat auch die Brandenburgische Landesfrauenklinik Zwangsarbeiterinnen beschäftigt: Im Juli 1943 meldete Prof. Benno Ottow, der Direktor der Landesfrauenklinik, daß acht Ostarbeiterinnen, zwei kroatische und zwei holländische Staatsangehörige eingestellt worden waren. Das Arbeitsamt sei bemüht, noch weitere Ostarbeiterinnen zuzuweisen. Ein Jahr später berichtete er, daß in der - mittlerweile ausgebombten - Klinik neben einem französischen Zivilarbeiter auch elf Ostarbeiterinnen beschäftigt seien. Je nach Bedarf wurden sie auch an andere Anstalten des Landes Brandenburg weitergereicht (Tuberkulosekrankenhaus Belzig, Landesanstalt Görden) oder arbeiteten im Ausweichquartier der Landesfrauenklinik. Diese hatte auch der Stadt Berlin für das Hospital Neukölln II mindestens eine “Ostarbeiterin” überlassen. In einem Schreiben vom 3. Januar 1945 teilte Ottow den Namen der Frau mit und bemerkte, daß bei ihrer weiteren Beschäftigung zu berücksichtigen sei, daß sie ein Kind im Alter von ½ Jahr bei sich führe. (Nach den Akten des Landeshauptarchivs Brandenburg, Pr. Br. Rep. 55, Abt I, Akte 1220)

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