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Dr.Rudolf E. Mach:
Dreilinden Maschinenbau GmbH (DLMG)
(Ein vergessener  Rüstungs-Betrieb taucht aus dem Dunkeln wieder auf)

Historie:

In Kleinmachnow im Süden von Berlin-Zehlendorf war von ca.1935 bis 1945 ein Rüstungsbetrieb tätig, der Aggregate für Flugmotoren wie Anlasser, Einspritzpumpen, Entstörgeschirre, Generatoren, Lichtmaschinen und Zünder  herstellte.

Es war die DLMG (Dreilinden Maschinenbau GmbH) , eine 100 %ige Tochter der Fa. Robert Bosch AG, später Robert Bosch GmbH.

Im April 1945 wurde der Betrieb von russischen Soldaten besetzt. Der Betrieb wurde sofort demontiert und nach Russland verlagert. Bis 1948 wurden alle Produktionsanlagen (ca. 30 Hallen – die größte mit ca. 10.000 m2) gesprengt.

 

Archivmaterialien:

Durch einen glücklichen Zufall wurden auf dem ehemaligen Bosch-(DLMG-)Gelände im Jahre 1997 in einem seit 1991 stillgelegten Betrieb(VEB APAG) ein paar Schriftstücke aus den Jahren 1943-1945 gefunden, die nicht nur auf die Fa. DLMG verwiesen , sondern eine summarische Auflistung von ausländischen Mitarbeitern - auch unter versicherungstechnischen Gesichtspunkten - enthielten , in denen auch auf KL(Konzentrationslager) verwiesen wird.

Auch einige Übersichtspläne wurden gefunden, in denen Bezeichnungen wie Gefangenenlager, Polenlager, Russenlager usw. vorkommen.

Recherchen bei dem firmeneigenen Bosch-Archiv in Stuttgart erbrachten einige ergänzende Informationen, doch der direkte Zugang zum Archiv wurde bisher nicht ermöglicht. Auch Informationen zu produktionstechnischen Fragen wurden bisher vom Bosch-Archiv nur in ganz geringem Umfang gemacht.

Der Hinweis auf eine Promotion mit dem Arbeitstitel “Bosch im 3. Reich” führte auch nicht wesentlich weiter , da die Promotionsarbeit bisher nicht fertiggestellt wurde und wahrscheinlich auch nicht werden wird.

 

Funde:

Auf dem ehemaligen DLMG -Produktionsgelände befindet sich heute nur noch das ehemalige DLMG-Eingangsgebäude (Stahnsdorfer Damm Nr. 81), in dem früher auch die Räume des Betriebsschutzes (Abwehr) waren. Vereinzelt sind auch noch Kanalisationseinstiege der ehemaligen Entwässerung vorhanden.

In der Zwischenzeit ist das gesamte Produktionsgelände soweit “saniert”, d. h. alle vor 2-3 Jahren noch vorhandenen Keller der ehemaligen Produktionshallen sind entfernt worden, so dass seit kurzem auf dem Gelände mit der Industriebesiedlung begonnen wurde.

Trotz der Sanierung wurden auf dem Gelände zahlreiche kleinere Produktionsreste gefunden und “Etiketten”, die Hinweise auf die umfangreiche Produktion geben. Es wurden jedoch so gut wie keine Hinweise zur DLMG gefunden – außer ein paar Werkzeugmarken und Schlüsselanhängern mit den Buchstaben DLMG.

Es wurden allerdings einige stark korridierte Plaketten mit der Bezeichnung “Dreilinden Maschinebau GmbH” gefunden, die an der Arbeitskleidung  befestigt wurden, unterschiedlich gestaltet waren und vermuten lassen, dass auch in der DLMG aus Geheimhaltungsgründen in den letzten Kriegsjahren ein System der Kontrolle und Überwachung bestand, das in der Regel den normalen Arbeiter ausschließlich in ganz bestimmten ,abgeschirmten Arealen gelangen lies. (Dies wird auch in einer Schrift über die “Göring-Werke”/Salzgitter beschrieben. Gerd Wysocki: Arbeit für den Krieg, 1992:377).

Literatur stand bisher zur Produktion kaum zur Verfügung ,doch durch eine intensive Recherche bei Bibliotheken, Hochschulinstituten, Museen, Firmenarchiven im In- und Ausland konnte bisher bereits eine größere Zahl von Schriften (graue Literatur) ausfindig gemacht werden, die es relativ gut zulassen, gefundene Produktionsreste vom DLMG-Gelände zuzuordnen.

 

Zeitzeugen:

Da der Betrieb insgesamt nur 10 Jahre bestand und 1945 praktisch aufhörte zu existieren - mit zuletzt fast 5000 Mitarbeitern -, war es sehr schwierig, ehemalige Mitarbeiter/innen zu finden. Mit ein Grund ist jedoch auch, dass alle jetzt noch lebenden Zeitzeugen mindestens 75 Jahre und älter sind. Es sind eine grössere Zahl von ehemaligen Lehrlingen ausfindig gemacht worden, jedoch nur sehr wenige ,welche im Betrieb selbst in der Produktion gearbeitet haben. Aufrufe in regionalen Zeitschriften im Raum Kleinmachnow brachten so gut wie kein Ergebnis .Es wird erwartet , dass durch Anforderungen von ehemaligen DLMG-Zwangsarbeitern an den Entschädigungsfond weitere Zeitzeugen gefunden werden.

Dokumente, Bilder oder sonstige Unterlagen sind nur in sehr geringem Umfang durch Zeitzeugen bekannt geworden.

 

Veröffentlichung:

Es ist beabsichtigt, über die DLMG  in der nächsten Zeit folgendes zusammenzutragen:

    I. Eine kleinere Informationsbroschüre, die in knapper übersichtlicher Form die DLMG von 1935 - 1945 und die unterschiedlichen Mitarbeiter beschreibt und

    II. eine umfangreichere Dokumentation, die möglichst alle Aspekte der DLMG darstellt , jedoch auf Zwangsarbeit durch Angehörige des KZ Ravensbrück, KZ Sachsenhausen nur ganz gering eingeht , weil dies an anderer Stelle publiziert werden soll (Angela Martin).

 

Ausstellung:

Die gefundenen Produkte, Pläne, Photos, sonstigen Dokumente und die doch in der Zwischenzeit recht umfangreiche, einschlägige produktionstechnische Literatur sollen bedarfsweise in einer kleinen Ausstellung präsentiert werden.

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